Hamburger Abendblatt, Norderstedt Beilage vom 2.11.2012, S.1

Henstedt-Ulzburg: Ein Museum für Künstler Albert Christoph Reck

Kunstwissenschafter Jürgen Knaack und die BFB-Fraktion entwickeln Pläne, um das Werk des Malers Albert Christoph Reck zu sichern.

 

Von Heike Linde-Lembke

Henstedt-Ulzburg. Es gibt die Kulturkate am Beckersberg, es gibt die Galerie Sarafand und einige private Initiativen für Kunst und Kultur in der Großgemeinde Henstedt-Ulzburg. Ein Museum gibt es nicht. Das will die BFB-Fraktion (Bürger für Bürger Henstedt-Ulzburg) jetzt ändern und ein Museum für das umfangreiche Werk des Henstedt-Ulzburger Malers Albert Christoph Reck einrichten. Reck wurde am 23. September mit dem Kulturpreis der Gertraud-und-Heinz-Manke-Stiftung ausgezeichnet.

 

Mit dem Museum greift die Fraktion eine Idee des Ulzburgers Jürgen Knaack auf. Für den Publizisten und pensionierten Redakteur des Kunstmagazins Art ist Reck "Deutschlands Antwort auf Picasso".

 

"Wir könnten uns sehr gut mit einem Museum schmücken", sagt Carsten Schäfer von der BFB und Bürgervorsteher von Henstedt-Ulzburg. Er stellte für die nächste Sitzung des Ausschusses für Kultur und Sport den Antrag, Jürgen Knaack zur Sitzung am Dienstag, 27. November, 18.30 Uhr, ins Ulzburger Rathaus einzuladen, um dessen Museums-Idee zu präsentieren.

 

"Das Albert-Christoph-Reck-Museum wäre ein Leuchtturm-Projekt für Henstedt-Ulzburg", sagt Schäfer, der auch ein Reck-Werk für das Rathaus ankaufen möchte. Albert Reck, der schon vor seiner Zeit in Afrika in der Großgemeinde lebte, hat viele Ansichten aus Henstedt-Ulzburg gemalt.

 

"Mit dem Museum würde Henstedt-Ulzburg endlich die Chance erhalten, sich kulturell zu präsentieren", sagt Jürgen Knaack. "Das Gebäude für das Museum muss nicht aufwendig sein, die Werke Recks sprechen für sich", sagt der promovierte Kunst- und Literaturwissenschaftler. Er könne sich beispielsweise eine Industrie-Brache vorstellen oder ein großes, altes Bauernhaus.

 

Mit dem Museum könnte Henstedt-Ulzburg sich kulturell präsentieren

 

Basis des Museums könnte eine Stiftung sein. Stiftungszweck wären die Werke des 90-jährigen Malers. Das Gesamtwerk Recks umfasst mehr als 2000 Exponate, darunter mindestens 250 Bilder im Format zwei mal zweieinhalb Meter. Einzelne Werke würden mit einer Summe von bis zu 15 000 Euro gehandelt. Der geschätzte Gesamtwert betrage mindestens zwei Millionen Euro, sagt Knaack. Dazu kommen Arbeiten, die sich noch in Recks Haus in Swasiland befinden. Doch auch ein Förderverein könnte die Museums-Idee als Träger umsetzen.

 

Albert Reck malt seit mehr als 60 Jahren. Während seines Studiums bei Alfred Mahlau an der Hamburger Landeskunstschule war Reck Kommilitone von Vicco von Bülow (Loriot) und Horst Janssen. Dem gebürtigen Oberschlesier gefielen deren Star-Allüren aber gar nicht. "Ich bin kein Genie", rief er in die Klasse. Er verließ Hamburg und studierte in Nottingham und Paris weiter. 1951 kehrte er nach Hamburg zurück. Bereits zwei Jahre später stellte er erstmals in der Hamburger Kunsthalle aus. Im Jahr 1955 wurde er mit dem Alfred-Lichtwark-Stipendium ausgezeichnet.

 

1958 zog er nach Harksheide, heute ein Ortsteil Norderstedts. 1961 baute Reck, inzwischen verheiratet und Vater von einer Tochter und zwei Söhnen, ein Haus in Henstedt-Rhen, in dem jetzt die Interims-Bürgermeisterin Elisabeth von Bressensdorf wohnt. Reck reiste mehrmals nach Swasiland. Das Land mit seinen lebensfrohen Menschen und intensiven Farben faszinierte den Maler so sehr, dass er 1962 mit seiner Familie ganz nach Südafrika zog. Er wurde Kunstdozent in Johannesburg und baute eine Sommer-Kunstschule auf. 1970 versuchte er es trotzdem noch einmal mit Deutschland, wurde Dozent an der Fachhochschule für Pädagogik in Hamburg.

 

Menschen in Not zu helfen, war dem Maler stets ein großes Anliegen

 

Doch 1976 verkaufte er sein Haus auf dem Rhen und zog endgültig nach Swasiland. Dort richtete er in einer ehemaligen Missionarsschule ein Wohnhaus mit Atelier, Galerie und Kunstschule ein. 1979 baute er mit seiner Frau Maria-Louise eine Bildweberei auf, die bald ein internationales Renommee erreichte und in der viele Menschen Arbeit fanden. Menschen in Not zu helfen, war neben der Malerei ein großes Anliegen für Reck, der auch Kunst für Kirchen schuf. Auch die Pietà "Die schmerzhafte Mutter" aus Eichenholz in der katholischen St. Hedwigkirche in Norderstedt ist ein Reck-Werk.

 

Im Jahr 2003 kehrte das Ehepaar Reck nach Hamburg zurück. Drei Jahre später stellte ihm die Hamburger Kulturbehörde ein großes Atelier im Künstlerhaus Sootbörn in Hamburg-Niendorf mietfrei zur Verfügung. Anfang des vergangenen Jahres kaufte Reck wieder ein Haus in Henstedt-Rhen. Derzeit läuft eine Ausstellung mit Reck-Werken in Oppeln/Polen. Im Dezember wird eine Ausstellung in Kattowitz eröffnet, und für 2013 ist eine Werkschau in Toulouse geplant.

 

Von Heike Linde-Lembke

 

* Henstedt-Ulzburg: Ein Museum für Künstler Albert Christoph Reck

 

Deutschland, nicht nur Land der Dichter, sondern auch der Sammler, hat eine dichte Museumslandschaft. Neumünster hat ein Textil-Museum, Preetz ein Zirkus-Museum, Sierksdorf das Bananen-Museum, Ellerau, Bad Segeberg und viele andere Kommunen haben ein Heimatmuseum, und Norderstedt hat mit dem Stadtmuseum und dem Schleswig-Holsteinischem Feuerwehrmuseum gleich zwei Museen. Henstedt-Ulzburg hat keins.

 

Da kommt Jürgen Knaacks Initiative, für das Werk des Malers Albert Christoph Reck ein Museum einzurichten, gerade recht. Der promovierte Literatur- und Kunstwissenschafter lebt seit 30 Jahren in Ulzburg-Süd. Als Albert Reck mit dem Kulturpreis der Gertraud-und-Heinz-Mahnke-Stiftung ausgezeichnet wurde, hielt er die Laudatio. Er kennt Recks Werk und will es katalogisieren.