Kieler Nachrichten vom 21.11.2012

Zwischen den Kontinenten Die Kieler Bürgergalerie ehrt den Maler Albert Christoph Reck mit einer Ausstellung zum 90. Geburtstag

Von Jens Rönnau

 

Er lebte in vielen Orten, vor allem in Hamburg und Schleswig-Holstein, lange in Afrika und auch in Kiel: Der heute 90-Jährige Albert Christoph Reck. Seine phantastischen Bilder, beeinflusst vom Expressionismus und den sogenannten Primitiven, sind poetisch und vielfältig. Als deutscher "Picasso" wird er gehandelt, aktuelle Ausstellungen sind ihm gewidmet, die Stadt Henstedt-Ulzburg diskutiert ein Reck-Museum. In Kiel ist ab Freitag eine Schau in der Bürgergalerie der Hans-Henseleit-Stiftung zu sehen.

 

Seine Farbholzschnittserie "Der treue Husar" ist noch heute im Raum Kiel manchem bekannt. 1979 lockte Albert Christoph Reck mit einer Schau in die Kieler Spar- und Leihkasse: "Zwischen Afrika und Europa - Bilder, Teppiche, Grafik". Wuchtig ist sein Pinselstrich, grell die Farbkontraste und kantig die Formen. Afrika, das seit dem 19. Jahrhundert nachhaltigen Einfluß auf die Künstler ausübte, hat seine Wirkung bei Reck noch einmal vertieft, erweitert um Momente der Fantasie und Unbekümmertheit. 1957 malt Reck seinen Lehrer Alfred Mahlau, wie es Max Beckmann kaum besser hätte machen können. Später dominieren Elemente des Kubismus, des Expressionismus, der Naiven seine Bilder. Ein sonnenartiger Palmenbaum beherrscht heute ein raumfüllendes Gemälde in Recks Atelier, umgeben von einer märchenhaften Landschaft in kräftigen Farben.

"Inopoleku - immer mit der Ruhe" soll Recks Großmutter polnischer Herkunft öfter zu ihm gesagt haben. Der Ausspruch scheint wegweisend im wahrsten Sinne des Wortes, denn als der Künstler 1976 mit seiner großen Familie zum zweiten Mal nach Afrika aussiedelt, verwirklicht er einen alten Traum und legt die lange Reise mit einem Segelschiff zurück. Start ist in Kiel, wo er sich einen Kutter umbaut, den er "Inopoleku" nennt.

Einer, der sich sehr gut daran erinnert, ist der Kieler Künstler Ulrich Behl, denn Reck ist damals nicht nur sein Nachbar in Elmschenhagen. Als Dozent an der Pädagogischen Hochschule hat Behl es auch eingerichtet, dass ein erlesener Künstlerkreis mit Reck Sonnabends die Druckwerkstatt der Hochschule nutzen kann. So erstaunt es nicht, dass die Jungfernfahrt der "Inopoleku" nach Kappeln im Juni 1976 mit dem gesamten Lehrkörper der PH erfolgt - an Bord etwa auch Herbert Klettke, Dieter Pape und Heinz Vogler. Und heute ist es wieder Ulrich Behl, der Bernd Brandes-Druba und die Sparkassenstiftung davon überzeugte, sich dem Werk Recks zu widmen und neben der Ausstellung auch einen Katalog herauszugeben.

Albert Christoph Reck, 1922 im oberschlesischen Krappitz geboren, wird zunächst Seemann, später Lehrer an der Steuermannsschule der Kriegsmarine. 1947 macht er Abitur und läßt sich zum Künstler ausbilden: Zunächst bei dem Flensburger Maler Hans Holtorf, dann bei Alfred Mahlau an der Landeskunstschule Hamburg, später an der Kunstschule Nottingham und der École des Beaux Arts in Paris. 1951 zieht Reck nach St. Pauli, hat bereits zwei Jahre später seine erste Ausstellung in der Hamburger Kunsthalle. Durch ein Stipendium kommt er 1962 nach Südafrika, wird Dozent an der School of Art in Johannesburg, gründet eine Sommerschule im Homeland Ciskai. 1970 kehrt Reck nach Deutschland zurück, macht ein Lehrerexamen an der Landeskunstschule Düsseldorf, unter anderen bei Joseph Beuys, wird Dozent an der Fachhochschule für Sozialpädagogik in Hamburg. Er ist seit 1954 verheiratet mit der Bildweberin Maria-Louise Reck, mit der er acht Kinder hat. 1976 umgeht sie mit der jüngsten Tochter die neunmonatige Seereise im Flugzeug. Zurück in Afrika, begründen die Recks in Swasiland eine Bildweberei, die bald international aktiv ist. Erst 2003 kehrt das Paar nach Deutschland zurück und betreibt heute ein Atelier im Künstlerhaus Sootbörn - direkt neben dem Hamburger Flughafen.

"Afrika und zurück - die wundersame Welt des Künstlers Albert Christoph Reck" lautet die Ausstellung, die ab Freitag in der Förde Sparkasse eröffnet wird - am selben Ort, wo Reck 1979 schon einmal Afrika und Europa im Bild zusammen brachte: Die Erde ist rund!

 

Bürgergalerie der Förde Sparkasse, Lorentzendamm 28-30. Eröffnung 22.11., 19 Uhr. Bis 22.Februar 2013. Di, Fr 9.00-16.00, Mo, Do 9.00-18.00, Mi 9.00-13.00 Uhr