Kunstzeitung November 2012

Weitgereister Geschichtenerzähler

Albert Christoph Reck, der norddeutsche Maler

Wie eine fabulöse Holzschnitt-Szene wirkt das Bild „Alsterquelle Mittsommernachtstraum“ des Malers Albert Christoph Reck. Die Tempera-Arbeit aus dem Jahr 1993 vereint afrikanische Bildtraditionen mit einem Motiv aus der Umgebung seines Wohnsitzes im norddeutschen Henstedt-Ulzburg, nahe Hamburg. Hier lebt der Künstler heute wieder nach langem Aufenthalt in Südafrika. Unzählige Bilder hat der 1922 geborene Maler im Verlauf seines bewegten Lebens geschaffen. Und viele Gegenden der Erde bereist.

Im Jahre 1962 ging Reck mithilfe eines Schiffsreise-Stipendiums des Kulturkreises im BDI nach Südafrika. Die Begegnung mit der Weite und der Schönheit der südafrikanischen Landschaft war Liebe auf den ersten Blick. 1970 kehrte er nach Deutschland zurück, brach aber 1976 erneut auf: im ozeantauglichen Lotsenkutter schipperte er mit seiner Familie in Richtung KwaZulu-Natal in Südafrika. Das benachbarte Swasiland wurde bis zur Rückkehr nach Deutschland 2003 das neue Zuhause der Recks. Hier gründeten sie erfolgreich eine Bildweberei, einen Ausstellungsraum und das „Art and Craft Center“ mit Ausbildungsstätte für junge afrikanische Kunstschaffende.

In Afrika befindet sich noch „ein ganzes Haus voller Bilder“, so der Publizist Jürgen Knaack. Durch Zufall stieß Knaack im heimischen Henstedt-Ulzburg auf das Werk des Künstlers und war sofort von dessen ungeheurer Kraft, Fülle und hoher Qualität begeistert. Nach dem langen Aufenthalt in Südafrika war es hierzulande ruhig um den Maler geworden, der in diesem Sommer den 90. Geburtstag feiern konnte. Diverse Ausstellungen im norddeutschen Raum würdigten jetzt das vielgestaltige Werk des weitgereisten Geschichtenerzählers. Ausgewählte Arbeiten des Künstlers stellt die Publikation „Ars Borealis. Edition zur zeitgenössischen Kunst im Norden“ (Kiel 2012) vor. Eine Retrospektive ist zudem im oberschlesischen Oppeln geplant, wo Albert Christoph Reck das Gymnasium besuchte. Eine von Jürgen Knaack angeschobene Initiative sucht nun, das umfangreiche Schaffen des Malers in eine Stiftung einzubringen, mit der Perspektive, es langfristig zu sichern und im Rahmen eines Künstlermuseums in Recks norddeutscher Heimat der Öffentlichkeit zugänglich zu machen.

Belinda Grace Gardner